Aktuelles: Stadt Leimen

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Frankreichfahrt

Erstelldatum28.07.2023

Eine Reise in die Geschichte

Eine Bildungsreise gegen das Vergessen- so dass es niemals wieder "Nacht" werden wird

Vom 21.6. bis zum 23.06.2023 begaben sich politik- und geschichtsorientierte Schüler*innen der 9. Klassen, begleitet von zwei Lehrkräften der Otto-Graf-Realschule, auf eine dreitägige Bildungsfahrt ins Elsass nach Frankreich. Eine Reise, die für die Jugendlichen die Geschichte lebendig machen sollte. Auf dieser Fahrt bot sich ihnen die Möglichkeit, bedeutende historische Stätten hautnah zu erkunden und sich vor Ort intensiv mit dem Erbe vergangener Generationen auseinanderzusetzen. Den Rahmen hierfür bildete das Programm des Volksbundes für Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V..

Der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel, Überlebender des Holocausts, äußerte sich über die Zeit, in der er im Konzentrationslager um sein eigenes Überleben bangte: „Niemals werde ich diese Nacht vergessen, die erste Nacht im Lager, die aus meinem Leben eine siebenmal verriegelte lange Nacht gemacht hat. Nie werde ich diesen Rauch vergessen. Nie werde ich die kleinen Gesichter der Kinder vergessen, deren Körper vor meinen Augen als Spiralen zum blauen Himmel aufstiegen. Nie werde ich die Flammen vergessen, die Meinen Glauben für immer verzehrten. Nie werde ich das nächtliche Schweigen vergessen, das mich in alle Ewigkeit um die Lust am Leben gebracht hat. Nie werde ich die Augenblicke vergessen, die Meinen Gott und meine Seele mordeten, und meine Träume, die das Antlitz der Wüste nahmen. Nie werde ich das vergessen, und wenn ich dazu verurteilt wäre, so lange wie Gott zu leben. Nie.

Solche prägenden Erinnerungen an die vergangene Zeit sind für unsere heutigen Jugendlichen nicht direkt erfahrbar. Durch die Beschäftigung vor Ort an historischen Gedenkstätten kann die junge Generation dennoch darin unterstützt werden, sich mit dieser Vergangenheit intensiv auseinanderzusetzen. Vor dem Hintergrund der Gefahr von immer wieder aufflammendem Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus darf sich die Geschichte keinesfalls wiederholen.

Der erste Tag der Bildungsfahrt stand im Zeichen des Gedenkens und der Reflexion. Von der Internationalen Begegnungsstätte in Niederbronn-les-Bains aus ging es zum Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, das während des Zweiten Weltkriegs eine düstere Rolle als Straf- und Arbeitslager spielte. Die Schülerin K. P. fasst ihren Eindruck vor Ort so zusammen: „Das, was uns dort erwartete, war ein kompletter Schock für alle, uns wurde gezeigt und erklärt, wie die Menschen damals überleben, kämpfen und leiden mussten.“

Geführt von einer sachkundigen Historikerin erhielten die Schüler einen tiefen Einblick in das Leid und die Grausamkeiten, die in dieser schrecklichen Vergangenheit stattgefunden hatten. So schockierte beispielsweise der Prügelblock in einem Folterzimmer der Baracken: „Dort wurden die Personen mit dem Oberkörper draufgelegt und dann ihre Beine festgemacht. Der Person wurde mit einem Stock oder einem anderen Gegenstand auf den Rücken geschlagen. Das ging solange, bis die Person ohnmächtig wurde, sie musste dabei jeden Schlag mitzählen!“, berichtet Th. J. erschüttert. Ein besonders einprägsamer Moment war der Besuch des Krematoriums des Lagers, wo die Verstorbenen verbrannt wurden. N. L. beschreibt seinen Eindruck dieses Ortes so: „Das Gefühl dort war sehr seltsam, denn man will gar nicht daran denken, dass hier unschuldige Menschen zu Unrecht getötet worden sind. Die entstandene Hitze wurde dann für die Warmwasserversorgung der Ärzte genutzt, für die Häftlinge gab es nur kaltes Wasser.“

Die Führung bot den Schülern die Möglichkeit Fragen zu stellen, die sich im Laufe der Tages ergaben, so fand eine lebendige Auseinandersetzung mit der Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands statt.

Am zweiten Tag der Bildungsreise lag der Fokus auf der Erkundung der Kriegsgräberstätte, die direkt bei der Unterkunft der Internationalen Begegnungsstätte Albert Schweitzer in Niederbronn-les-Bains zu finden war.

Gemeinsam mit dem pädagogischen Mitarbeiter Herrn Grammes besuchten die Schüler*innen die Kriegsgräberstätten, um mehr über die Arbeit des Volksbundes zu erfahren. Dabei wurden durch seinen Vortrag vereinzelte Biographien, die hinter den äußerlich recht gleichartig erscheinenden Grabsteinen steckten, lebendig. Hinter jedem der hier in Würde bestatteten Opfer des 2. Weltkrieges steckte ein individuelles Einzelschicksal. So wurden hier sicherlich auch Menschen begraben, die voll und ganz hinter der Ideologie des Nationalsozialismus standen. Diese Einzelbiographien beeindruckten. L. P. fasst es folgendermaßen in Worte: „Der Vater war ein stolzer Nazi, der regelmäßig seiner Familie Briefe von seinen Erfahrungen an der Front schickte und erzählte, wie stolz er doch ist, für das deutsche Vaterland zu kämpfen.“ Durch die fachkundige und eindrückliche Vorstellung einzelner Schicksale durch Herrn Grammes kann sie aber ergänzen, dass es auch andere Beispiele gibt: „Es ging um einen Zivilisten, der nicht einmal 16 Jahre alt geworden ist. Er ist durch eine Granate gestorben, die durch seinen Rücken und durch die Bauchdecke getreten ist. In seinen letzten Momenten wurde er von anderen Zivilisten in ein Haus gezogen, als er langsam verblutete. In seinen letzten Minuten betete er zu Maria und bat darum, seine Mutter zu sehen. Er starb in den Armen von fremden Menschen.“ Die schier endlosen Reihen von Gräbern und Denkmälern erinnerten die Teilnehmer*innen der Bildungsfahrt daran, welch hohen Preis Menschen, die auch ganz unterschiedlicher Gesinnung sein konnten, für den Frieden bezahlt haben.

Die Atmosphäre war geprägt von Respekt und Dankbarkeit dafür, dass auf französischem Boden vorwiegend deutsche Opfer des Krieges, aber auch Angehörige anderer Nationalitäten, ihre letzte Ruhestätte finden konnten.

Vertieft wurde der Besuch der Kriegsgräber nachmittags mit einer intensiven Beschäftigung mit geschichtlichen Quellen. Hier gab es für die wissbegierigen Neuntklässler einen Einblick in die Gedanken von zu Tode Verurteilten, die Eindruck hinterließen. Auch die Besucherbücher der Kriegsgräbergedenkstätte konnten unter die Lupe genommen und näher beleuchtet werden. So fasst L. P. zusammen: „Viele schrieben, dass der Krieg schrecklich ist und etwas wie der 2. Weltkrieg niemals wieder passieren sollte.“

Durch diese Auseinandersetzung gewannen die Jugendlichen neue Erkenntnisse. Dieser zweite Tag des Aufenthalts stieß Gedanken an, die sich um die Notwendigkeit, die Vergangenheit nicht zu vergessen, drehten.

Der letzte Tag der Bildungsreise der Schüler*innen führte die Gruppe nach ihrer Abreise in Niederbronn-les-Bains zu einem Zwischenstopp in die Hauptstadt des Elsass, Straßburg. Die malerische Stadt konnte mit Hilfe einer Stadtrallye auf eigene Faust erkundet werden. Ausgestattet mit Karten und Arbeitsaufträgen erkundete die Gruppe die historischen Sehenswürdigkeiten und lernte die faszinierende Architektur sowie die reiche Geschichte Straßburgs kennen. Die Stadtrallye stärkte nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schüler*innen, sondern bot auch eine weitere willkommene Gelegenheit, sich nochmals über das Erfahrene der letzten Tage auszutauschen.

Die Bildungsfahrt nach Frankreich ins Elsass war zweifellos eine bewegende und bedeutungsvolle Erfahrung für die Schüler*innen der Otto-Graf-Realschule. Der Besuch des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof, der Kriegsgräberstätte in Niederbronn-les-Bains und der Stadt Straßburg schuf für sie eine einzigartige Perspektive auf die Vergangenheit, mit der sich weiterhin beschäftigt werden muss, damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Neue Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse können in Zukunft darin bestärken, sich für den Frieden und die Menschenrechte einzusetzen – ganz im Sinne Elie Wiesels, der sich hier ganz klar positionierte: „Ein Recht gestehe ich keinem zu: das auf Gleichgültigkeit“.

So ließ diese geschichtliche Frankreichfahrt die Schüler*innen mit bleibenden Erinnerungen nach Hause zurückkehren. Gesellschaftlichen Problemen wie z.B. Antisemitismus können sie mit einem beherzten Plädoyer für das Erinnern und gegen das Vergessen durch ein gestärktes Geschichtsbewusstsein begegnen.

Die Teilnehmer*innen dieser Fahrt möchten sich herzlich bei allen Lehrern, Historikern und Unterstützern des Volksbundes bedanken, die diese Bildungsfahrt zu einer unvergesslichen und bereichernden Erfahrung gemacht haben.